Im März habe ich für 10 Tage mal den Jakobsweg "getestet "!
Von Saint Jean Pied de Port bis nach Santo Domingo. ( 230 km )
Ich werde mal ein paar Highlights dieser Tour demnächst hier schreiben.

1. Etappe von Saint Jean Pied de Port nach Roncesvalles !
Die erste Etappe war gleich die heftigste des gesammten Weges bis Santo Domingo. In den französischen Pyrenäen angefangen ging es rüber
nach Spanien ins Kloster von Roncesvalles. Wer als "Flachländer" mal eben einen Höhenunterschied von knapp 1300 m mitten in den Pyrenäen
bewältigen muß, für den fängt der Camino gleich mit der Erkenntnis an, das es kein Spaziergang wird! In der Herberge von SJPdP hat man uns einen Abend zuvor gewarnt und uns empfohlen den Weg nach Roncesvalles der Straße zu folgen, da sich aber der großteil der Truppe entschloß die "Route Napoleon" trotz heftigen Schneefalls am Abend zu gehen, so schlossen wir uns wagemutig den anderen an.
Um 7.30 Uhr Morgens ging es dann los. 15 kg Rucksackgewicht trug ich und 10 kg meine Frau. Da die anderen teilweise gut durchtrainiert waren, maschierten wir schon nach ca. einer Stunde alleine die Serpentinen hoch. Es nahm und nahm kein Ende,- immer weiter,- immer höher,- immer steiler! Die Muskeln im Oberschenkel verkrampften sich und der Nacken war so steinhart durch das ungewohnte Gewicht auf dem Rücken, sodaß jeder Blick zur Seite mit einem "Messerstich in den verkrampften Nacken" begleitet wurde. Genügend Wasser hatten wir zwar dabei, aber weil wir zu gierig waren schrumpfte dieser 5 km vorm Gipfel auf erbärmliche 0,5 l !!! Viel zu wenig, aber am Rolandbrunnen sollte es ja einen Brunnen geben. 2 Tomaten aus dem Supermarkt des Vorabends waren so köstlich und erfrischend, sodaß wir diese ganz vorsichtig auslutschten und anschließend verspeisten. Dort oben gab es nichts!!! Kein Mensch, kein Auto, kein Kiosk, keine Tankstelle, kein Bauernhof!!! Zwischendurch dachten wir, das wir uns verlaufen hätten und suchten immer verzweifelter nach den gelben Pfeilen, die den Weg bis Santiago de Compostela weisen. Als wir die Statue der Jungfrau von Biakorri erblickten die am Wegesrand auf einen Felshaufen thront, waren wir so erleichtert, das es nochmal Kräfte freisetzte etwas schneller zu laufen. Die Krämpfe wurden wegen des Wassermangels immer schlimmer und dann endlich waren wir nach 2 Stunden am Brunnen! Unglaubliches Gefühl, wenn man trinken kann soviel man möchte! Wir haben soviel Wasser getrunken, wie wir in unseren Magen bekamen; füllten die Wasserflaschen auf und liefen dem Gipfel entgegen. Oben angekommen, konnten wir die Ortschaft von Roncesvalles und das Kloster erblicken! Unser Tagesziel!!! Abwärts gehts schneller dachte ich; aber Pustekuchen, - mit 15 kg auf dem Rücken zog sich der Weg ins Unendliche!!! Irgendwann erblickte ich durch eine Waldlichtung ein paar Fachwerkhäuser und zeigte Sie voller Freude meiner Piratenfrau. Sie machte mich dann allerdings darauf aufmerksam das dort nichts wäre. Nach Augen reiben und tief Luft holen schaute ich abermals auf diese Waldlichtung und mußte Ihr Recht geben! Es waren keine Fachwerkhäuser da, sondern nur unendlich Leere!!! Mein Organismus und meine Psyche waren genauso fertig, wie der Rest meines Körpers; aber wir mußten weiter.......Plötzlich nach weiteren zwei endlosen Stunden standen wir vor dem Kloster von Roncesvalles!!! Wir waren rechtzeitig zum Essen da. Das Pilgermenü für 10,- Euro beinhaltete eine Bohnen-Linsensuppe mit Chorizo und Speck; anschließend gab es eine Forelle mit Pommes frites und zum Dessert einen Karamellpudding!
Tischwein und Wasser inclusive! Da dieses Menü nur in der Zeit zwischen 18.00 - 19.00 Uhr serviert wurde, hatten wir noch nichtmals Zeit uns zu duschen. Wir saßen dort fix und fertig mit den anderen zusammen und waren einfach nur glücklich und unedlich Stolz auf uns, das wir das geschafft haben. Und das schönste an diesem Abend war der zusammenhalt mit den anderen Pilgern! Wir sind in einer Gruppe von ca.20 Leuten gestartet; die "schnellsten" waren nach 6 Stunden in Roncesvalles wir waren die letzten mit satten 11 Stunden!!! Als die anderen uns sahen, konnte man denen die Erleichterung in den Gesichtern ablesen, weil Sie dachten, das wir das nicht packen würden bevor es dunkel wird. Maurizio aus Italien, die drei Kanada Mädels, Matze und Jürgen, die 4 Rentner, die 3 Australien-Boys......alle saßen Sie in den großen Speisesaal und begrüßten uns mit einem Lächeln und Schulterklopfen. Das war ein tolles Gefühl, das war das gigantischste was ich in meinem Leben bis dorthin an Menschlichkeit und Freude meiner Person gegenüber erfahren durfte und ich bin froh gewesen, das ich auf den weiteren Etappen etwas davon zurückgeben durfte.
Nach dem Duschen sind wir wie zwei nasse Säcke ins Bett gefallen, haben uns in unsere Schlafsäcke gerollt und genossen den Schlaf und die Entspannung des Körpers, denn am anderen Tag sollte es um 7.30 Uhr wieder auf dem Camino gehen. Wir sind angekommen, wir haben es gemeinsam geschafft..........vorm einschlafen lächelten wir uns wortlos an!

Morgen oder die Tage dann die 2. Etappe von Roncesvalles nach Zubiri!

( Hola gekko; zum Thema Cafe können wir irgendwann mal in einem anderen Thread hier quatschen wenn du magst......das alles ist immoment soweit weg von mir, weil ich innerlich damit abgeschlossen habe. . Bis denne!

UUiii Pirat,

das hört sich gut aber auch ziemlich hart an!
Die Pilgerei interssierte mich schon immer, deshalb mal ein paar Fragen meinerseits zum Verständnis.
Da, angeblich, durchs Pilgern der Alltag von einem abfällt und man/frau eine neue Sichtweise auf das Leben und die "wichtigen" Dinge der Lebens bekommt, überlege ich ob es nicht auch mal für mich gut wäre.
Aber muß es unbedingt die "klassische Route" sein die Du gegengen bist.
Es gibt auch so viele schöne,längere Wanderwege in Deutschland.
Aber "der camino" hat natürlich eine Menge mehr Pilger auf seinem Weg. Die Gemeinschaft und das gemeinschaftliche Ziel schweißt natürlich viel mehr zusammen als wenn ich anderen Wanderern auf, sagen wir mal, dem Herrmannsweg im Teutoburger Wald begegne und mit Ihnen wander ( pilger).
Ich habe im letzetn Gomeraurlaub das Buch " ich bin dann mal weg" gelesen. Momentan scheint ja ein gewisser Pilger-Hype auszubrechen. Kein Wunder bei der Belastung die die moderne, sozial kalte sapitalistische Welt uns so aufbürdet.
Glaubst Du, der Du ja inzwischen auf Erfahrung zurückgreifen kannst. das es eine anderer, weniger populärer Weg, genauso, oder es zumindest ähnlich schaffen könnte,einem zu den beschriebenen Glücksmomenten und der Besinnung auf sein Leben und die wirklichen Bedürfnisse zu bringen?

Es gibt mitsicherheit ne menge toller Wandertouren; aber ich denke das der Camino was ganz besonderes ist.
Die einen Pilgern wegen des Glaubens, andere wiederum aus sportlichen Motiven und wieder andere wollten nur den "Kick", es erleben zu dürfen/können!
Allein die große Anzahl der Leute/Pilger,die alle nur ein Ziel haben.......die täglichen Etappen mit all Ihren Strapazen zu schaffen.....sich gegenseitig zu Motivieren........und Abends beim gemeinsamen "Pilgeressen" die Erfahrungen des Tages auszutauschen und einen Ausblick auf die nächste Etappe zu werfen und darüber zu Diskutieren......das ist schon ne echt tolle Sache. Ich und Piratenfrau werden definitiv 2013 die gesamte Strecke an einem Stück laufen.....denn wir haben was zurückgelassen, was wir zu Ende bringen wollen.

Ich hoffe das Euer Vorhaben für 2013 Wirklichkeit wird.!

Ja, das die Gemeinsamkeit und der rege Austausch des Erlebten den besonderen Kick ausmacht, hatte ich mir wohl gedacht.